Als aus dem „Flecken“ Bentheim eine Stadt wurde

Endlich eine Stadt: „Schloss und Stadt Bentheim von Südwesten“, nach einer Lithographie aus Görges 1881.
Ausgerechnet Bentheim ist die jüngste Stadt in der gleichnamigen Grafschaft. Erst seit 1865, also seit 150 Jahren, darf der Ort diesen Titel führen. Das Jubiläum wird nun mit einer Reihe von Veranstaltungen begangen. Bad Bentheim. 150 Jahre Stadt Bad Bentheim: Dieses Jubiläum, das in den kommenden Monaten gefeiert wird, sorgt bei manchem zunächst für Verwunderung. Denn der Ort am Fuße der mächtigen mittelalterlichen Burganlage ist offensichtlich deutlich älter. Tatsächlich stammt die früheste urkundliche Erwähnung als „Binithem“ aus dem Jahr 1050.
Aber den Titel „Stadt“ darf Bentheim erst seit 1865 tragen. Zu der Zeit hatte die Grafschaft bereits ihre Eigenständigkeit verloren, sie war Teil des Königreichs Hannover. Und König Georg V. von Hannover war es daher auch, der Bentheim am 27. Mai 1865 das Recht einräumte, die Bezeichnung „Stadt“ zu führen. Es war übrigens eine seiner letzten Amtshandlungen: Nur ein gutes Jahr später verlor sein Königreich ebenfalls die Unabhängigkeit, es wurde von Preußen annektiert.

Bentheim war ein „Flecken“
Heute gibt es in der Grafschaft Bentheim vier Städte, und ausgerechnet Bentheim ist die jüngste unter ihnen. Schüttorf ist die älteste Stadt im Landkreis, sie erhielt den Titel und die damit verbundenen Rechte bereits im Jahr 1295. Im 14. Jahrhundert folgten Neuenhaus und Nordhorn. Bentheim hingegen war ein „Flecken“ – also ein kleinerer Ort, der aber durchaus eine zentrale Bedeutung auch für sein Umland hatte. Denn tatsächlich hatten die Bentheimer von ihrem Landesherrn, dem Grafen, im 17. Jahrhundert eine Reihe von Rechten zugestanden bekommen, wie sie üblicherweise nur Städte erhielten: „Dazu gehörten die 1648 erteilte Erlaubnis, eine öffentliche Waage einzurichten, ein Schlachthaus zu bauen, Maße und Gewichte zu eichen sowie eine Brot- und Biertaxe zu erheben“, wie Heimatforscher Dr. Heinrich Voort in einem ausführlichen Aufsatz im Bentheimer Jahrbuch 2015 berichtet. Auch konnten die Bentheimer bald selbst entscheiden, wer sich in ihrem Flecken als Bürger niederlassen durfte.
Bentheim hatte also durchaus schon vor 1865 einige städtische Rechte, doch allzu viel Eigenständigkeit wollte der Landesherr dem Ort rund um seine Burg lange nicht einräumen.
Später wandelten sich die Verhältnisse mehrfach. Erst musste Graf Friedrich Karl zu Bentheim sein hoch verschuldetes Land mit allen Hoheitsrechten 1752 verpfänden, die hannoversche Pfandschaftsregierung durfte jedoch an der politischen und konfessionellen Struktur nichts verändern – also zum Beispiel Bentheim nicht zur Stadt erheben. Nach Napoleons Siegeszug orientierte sich die Verwaltungsstruktur dann zeitweise am Vorbild Frankreichs, was auch nach der Rückkehr zu Hannover 1813 tiefe Spuren hinterließ.

Langwierige Verhandlungen
Über die Frage, ob Bentheim eine Stadt werden könne, wurde in den folgenden Jahrzehnten immer wieder mit Hannover verhandelt. Dabei ging es um Selbstbestimmung, aber auch um Geld. Denn die Anforderungen an eine städtische Verwaltung verursachten steigende Kosten. Nicht zuletzt daran scheiterte 1853 der Versuch des Fleckens, die Städteordnung einzuführen.
Erst ein erneuter Vorstoß in Hannover 1864 war schließlich von Erfolg gekrönt und führte dazu, dass sich Bentheim vom 27. Mai 1865 an als Stadt bezeichnen durfte. Genau in diesem Jahr gewann Bentheim auch überregional noch einmal an Bedeutung: Die Stadt bekam einen Bahnanschluss und war damit unter anderem für Gäste des aufstrebenden Kurbades viel leichter und schneller zu erreichen.
Allerdings war Bentheim seit 1865 lediglich „Titularstadt“: Der Ort durfte diesen Titel führen, kommunalrechtliche Auswirkungen hatte dies jedoch nicht. Bentheim wurde weiter nach der Landgemeinde-Ordung verwaltet. Erst viele Jahrzehnte später, durch einen Erlass des Preußischen Staatsministeriums vom 25. Oktober 1929, wurde Bentheim tatsächlich der Übergang zur städtischen Verfassung gestattet. Und erst seit der Eingemeindung 1974 gehören auch Gildehaus und die umliegenden Landgemeinden Achterberg, Bardel, Hagelshoek, Holt und Haar, Sieringhoek, Westenberg und Waldseite zur Stadt.

Jubiläumskalender mit viel Programm:
Aus Anlass des Jahrestages hat die Stadt ein umfangreiches Programm zusammengestellt. Der Kalender enthält bekannte, jährlich wiederkehrende Veranstaltungen, aber auch einige Angebote speziell zum Jubiläum:
• 19. April: Bauernmarkt und Seifenkistenrennen in der Bentheimer Innenstadt
• 25. Mai: Stadtgottesdienst und Pfingstival in Bardel
• 27. Mai: Offizielle Jubiläumsfeier und Premiere des Historienstückes „Gertrud“ auf der Freilichtbühne
• 12. Juni bis 11. Sept.: Sonderausstellung im SoziokulturelZentrum, Bentheim und im Pankok-Museum Gildehaus
• 12. Juni: Nacht der offenen Kirchen in Bad Bentheim
• 13. Juni: Sommerkonzert der Stadtkapelle
• 14. Juni: Premiere „Simba – König der Tiere“ auf der Freilichtbühne
• 26. Juni: Eröffnung der Sonderausstellung „Arbeitswelt Steinbruch – früher und heute.“ im Sandsteinmuseum
• 27. Juni: Premiere „Linie 1“ auf der Freilichtbühne
• 12. Juli: Sommerkonzert der Musikakademie Obergrafschaft
• 18. Juli: Fest der Kulturen des SPD-Ortsvereins und des Moscheevereins
• 31. Juli/1. August: Open-air Stonerock-Festival am Badepark
• 15. August: Lampionfest des VKV am Kurbad
• 27. bis 30. August: Deutsch-Niederländische Amateurfunkertage
• 29. August: Internationaler Flohmarkt im Schlosspark
• 4. bis 6. September: Dorfkirmes in Gildehaus
• 6. September: 25 Jahre Jugendfeuerwehr Bad Bentheim
• 27. September: Back- und Mühlenfest in Gildehaus
• 9. Oktober: Kulturnacht der Bürgerstiftung
• 17. Oktober: Musiknacht „Bad Bentheim live“
• 4. bis 6. Dezember: Weihnachtsmarkt in Bentheim
• 5. Dezember: Knobeln
• 12. Dezember: Weihnachtsmarkt in Gildehaus
• 13. Dezember: Symphoniekonzert des Bentheimer Kammerchors.